Das Leben mit einem blinden Hund

Welpenfutter

Gastartikel von Ina Jobst. 

Das Leben mit einem blinden Hund ist nicht viel anders als mit einem Sehenden. Sie haben die gleichen Flausen im Kopf und müssen erzogen werden.

lea2Ein erblindender Hund gewöhnt sich schnell an seine neue Situation, er wird sich merken wo in der Wohnung Hindernisse sind, wo Türen und Treppen sind und wo es etwas Leckeres zu Klauen gibt. Wichtig ist dabei, dass die Möbel in der Wohnung nicht mehr umgestellt werden, der Hund muss die Möglichkeit haben den Wegeplan im Zuhause auswendig zu lernen. Auch sollte der Hund nicht herumgetragen werden, denn so kann er nicht spüren, wo die Gegenstände im Haus sich befinden und wo die freien Wege sind.

 

Geruchs- und Hörsinn eines blinden Hundes

Der Geruchs- und Hörsinn eines blinden Hundes prägt sich nach und nach immer stärker aus und ersetzt zum Teil die fehlende Sinneswahrnehmung des Sehens. So kann man markante Stellen wie den Schlafplatz und den Fressplatz mit ätherischen Ölen markieren (kein Zitronenöl, diesen meiden Hunde).

Eine andere Hilfe ist anfangs sich selbst ein Fußkettchen mit einem Glöckchen anzuziehen, so kann der blinde Hund schnell hören, wo wir uns gerade befinden oder ob wir uns auf ihn zubewegen. Hat man noch andere Haustiere kann man auch ihnen ein Glöckchen an das Halsband binden, so kann der blinde Hund sich an dem Hausgenossen orientieren.

Geräusche sind wichtig

Wichtig ist, dass der Hund lernt sich an Geräuschen zu orientieren. Wenn man z.B. um eine Kurve läuft oder die Richtung ändert, klopft man dabei an sein Hosenbein. Oder beim Treppensteigen sollte man mit den Füßen lauter auftreten, so kann sich der blinde Hund leichter auf die Stufen einstellen.

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„Achtung“ und „Vorsicht“

Außerhalb sollte der Besitzer seine Augen offenhalten nach gefährlichen Hindernissen wie Stacheldraht, Glasscherben oder einfach nur eine schrecklich nasse Pfütze. Man muss seinen blinden Hund rechtzeitig warnen und ihm somit Vertrauen geben, dass man ihn immer rechtzeitig warnt. So sind Befehle wie „Achtung“ und „Vorsicht“ sehr wichtig.

Der Umgang

Ebenso wichtig ist die Stimmlage mit der der Hund angesprochen wird. Sie darf nicht mitleidvoll klingen. Hunde kennen kein Mitleid in dem Sinne, für sie ist die Aussprache mit einem unsicheren Verhalten verbunden. Er empfindet dies eher als ängstliches Verhalten des Besitzers und das verunsichert den blinden Hund somit. Im Gegenteil, man sollte mit erhöhter spielerisch klingender Stimme den Hund animieren zu einem zu kommen.

ina und lea
Ina und Lea

 

Spielsachen

Bei Spielsachen kann man darauf achten, dass diese Geräusche abgeben, entweder durch Glöckchen im Inneren oder durch unrunde Formen des Spielzeuges, welches beim Rollen auf dem Boden Geräusche macht, im Gegensatz zu einem lautlos rollenden Ball.

Auf meiner Internetseite www.blinde-hunde.de finden Sie noch weitere Informationen rund um den blinden Hund, sowie für blinde Hunde geeignetes Spielzeug.

Comments

  1. Ute Matousek says

    Wunderbar verfasst ! Danke <3
    Ich weiss erst seit einer Woche,dass meine Labrador-Knolle blind ist. Wohl ausgelöst durch einen Schlaganfall. Weitere Untersuchungen laufen noch,dann können wir einen Strich darunter ziehen. Doch, bereits jetzt habe ich mich darauf eingestellt und möchte meiner 12 jährigen Omi noch so viel Spass und Lebensfreude als machbar ermöglichen und vermitteln. -Einiges muss ich noch lernen und üben,damit Hund mich versteht, wir weiterhin ein eingeschworenes Team bleiben 🙂 Wir zwei packen auch das !! Lieber Gruss von Ute mit Knolle

  2. Sabine says

    Hallo Ina Jobst.
    Mein Lhasa ist mit 14 komplett erblindet. Er hatte für 8-10 Wochen ein Problem damit, sich umzustellen. Ich habe nach dieser Zeit fest gestellt, das ICH schuld daran war. Ich war der Meinung, wie es nun mal bei Menschen ist, meinen Hund führen zu müssen. Das war ein fataler Fehler. Als wir nicht zurecht kamen, sagte ich mir…ok, dann ist wohl mein Verhalten falsch, machen wir es genau entgegengesetzt. Und siehe da, es funktionierte plötzlich alles bestens. Man soll den Hund weiterhin so behandeln, als sei alles ok. Natürlich muss man aufpassen, das ihm nichts passiert. Ein blinder Hund eckt auch überall an, ich will hier einmal klar stellen, das es in keinstem Fall ein “ dagegen rennen “ ist, weil er nicht sieht, nein, es ist ein Tasten, um zu kontrollieren, wo er sich gerade befindet. Oft wird ein erblindeter Hund deswegen eingeschläfert, weil es einem ja ach so leid tut. Man weiss doch : Menschen tasten sich mit den Händen an der Wand lang, und ein Hund macht das genau so. Ich habe mitlerweile einen Zweithund aus Rumänien von der Strasse. Ebenfalls von klein auf blind. Bei ihm sind die Geruchs- und Hörsinne dermassen geschärft, das er vollkommen alleine draussen zurecht kommen würde. Es ist immer wieder ein Erlebnis, diese Hunde zu beobachten, wie sie klar kommen im Leben. Und viel anders als ein sehender Hund ist ein blinder Hund nun wirklich nicht. Ich danke Gott, das mein Leben so bereichert wurde.

  3. says

    Danke für den schönen Artikel!!!

    Es gibt tatsächlich Leute, die einen Hund wegen Blindheit einschläfern lassen. Das schockiert mich jeden Tag aufs Neue, wenn ich mir unseren blinden Hund, der von einen Tag auf den anderen durch Glaukom erblindet ist, anschaue: er ist die pure Lebensfreude!

    Unser Leben mit ihm hat sich auch nicht grundlegend verändert, wie das so manche Leute glauben, sondern ist fast komplett ident geblieben. Wir gehen gern spazieren, spielen, machen ein bisschen dogdance, gehen hin und wieder radfahren und vor allem wenn es heiß ist schwimmen.

    Wir lieben unseren blinden Hund über alles und würden ihn niemals hergeben oder eintauschen wollen!!!

  4. Sandra H. says

    Sehr schöner Artikel !! Als meine Hündin, Sally, Sibirian Husky, damals aufgrund von Diabetes erblindete habe ich mir das soooo schlimm vorgestellt …. ein Leben in Dunkelheit. Dennoch habe ich viele Tips von der Website befolgt und musste feststellen, dass die Vorstellung vom erblinden für mich viel schlimmer war als für meinen Hund. Es erstaunt mich heute noch wie schnell sie sich umgewöhnt und umgelernt hat und was sie trotz Blindheit für Blödsinn machen kann. Futter klauen, Löcher buddeln, Biotonne zerlegen, am Fahrrad laufen, mit unseren anderen Hund toben wie verrückt, Couch rauf und runter, unterirdische Mäusegänge im Garten verfolgen … alles kein Problem. Man sollte nie den Fehler machen und einen blinden Hund unterschätzen und ihn in Watte packen, sondern ihn stattdessen lieber fordern in dem man die anderen Sinne stimuliert. So muss sie sich z.B. ihre Leckerchen genau so erarbeiten wie vorher, in dem ich sie im ganzen Garten verteile und Sally sie dann suchen muss. Das macht ihr unglaublichen Spaß und sie hat dazu auch noch Erfolgserlebnisse. Ein Rundum glücklicher Hund trotz Blindheit.

  5. Marina says

    Hallo Ina Jobst,

    dieser Artikel ist super geschrieben! Vor allem die Aussage kein Mitleid ist ganz klasse denn ich erlebe es auch sehr oft das Leute blinde Hunde einfach nur bemitleiden oder die Frage stellen warum man sie nicht erlöst! 🙁 Ich lebe selbst mit einem blinden Hund ( Bearded Collie) zusammen und es gibt nichts schöneres für mich! Es ist dennoch ein ganz normaler Hund ohne wenn und aber!! Ich finde es klasse wenn man einen blinden aufnimmt und würde es selbst auch jederzeit wieder tun!!! LG Marina

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