Wenn man beschließt, einen Welpen zu sich zu holen, macht man sich im Vorfeld viele Gedanken zu dem, was ein Welpe so alles braucht und was der Welpe alles lernen soll und auch welches das beste Futter (Trockenfutter, Nassfutter, kaltgepresstes Futter, Halbtrockenfutter, selbst gekochtes Futter, Rohfütterung/ BARF) für ihn ist.
Oftmals bekommt der frischgebackene Welpenbesitzer vom Züchter / Tierarzt eine Futterempfehlung, die leider meist nicht hinterfragt wird.
Und hier möchte ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Hat man sich z.B. für einen Rassehund entschieden, so hört man aus allen Ecken Aussagen wie: „Oh je, ein Schäferhund, der bekommt HD (Hüftgelenksdysplasie)!“ oder „Die meisten Labbis haben ED (Ellbogendysplasie).“ oder „Früher oder später haben die alle was mit dem Herzen“ .
Rassedisposition
Die Liste der Vorurteile ließe sich endlos fortsetzen. Sicherlich gibt es so etwas wie eine Rassedisposition, will heißen, dass eine bestimmte Rasse auf Grund der genetischen Voraussetzungen eher dazu neigt, eine bestimmte Krankheit zu bekommen als eine andere. Viel wichtiger aber als die Rassedisposition ist jedoch eine vernünftige Ernährung- und zwar von Anfang an. Mit einer guten Ernährung kann man den meisten Krankheiten präventiv begegnen! Eine gute Ernährung ist aber nicht in der Lage andere Fehler wie Überbelastung durch „Marathon-Spaziergänge“ oder Hürdenspirngen im Welpenalter auszugleichen. Also bitte: Bewegung ja, auch kleine Herausforderungen, aber KEINE Überforderungen!
Nun soll das nicht heißen, dass der Hund nie wieder krank werden wird, aber die Wahrscheinlichkeit für eine chronische Erkrankung ist doch geringer!
( http://exsuscitati.wordpress.com/2013/03/07/der-jahrtausendirrtum-der-veterinarmedizin/ )
Nun ist aber dennoch die Frage, wie ernähre ich meinen Welpen gut und gesund?
Hunde gehören zu den Raubtieren und sind Karnivoren, also Fleischfresser!
Damit ist also klar, dass Hunde kein Getreide fressen. Leider ist es aber so, dass in den meisten Fertigfuttermitteln überwiegend Getreide in Form von Reis, Mais, Weizen etc. verarbeitet ist. Um Kohlehydrate für den Organismus überhaupt verwertbar zu machen, bedarf es des Enzyms α- Amylase; wir Menschen besitzen dies und auch die Tiere, die ein Hund in freier Wildbahn verspeisen würde. Aber der Hund selbst kann die α- Amylase gar nicht bzw. nur sehr begrenzt produzieren. Das bedeutet also, dass, wenn wir dem Hund ein Futter geben, welches aus überwiegend Getreide (und hier bitte alles an Getreide zusammenzählen!) besteht, wir dieses Getreide teuer bezahlen, es dann nach Hause schleppen und der Hund es letztlich mehr oder weniger wieder so ausscheidet, wie es in ihn hinein gekommen ist- unverwertet! Ein teurer Sch….!
Aber mal davon ganz abgesehen, dass Fertigfutter in der Regel unseren Geldbeutel schröpft, brauchen Hunde, und insbesondere Welpen Proteine; denn Muskeln bauen sich aus Proteinen auf und kräftige Muskeln verhindern eine Belastung der Knochen und Gelenke. Aber auch das Herz ist ein Muskel und braucht damit Proteine und keine Kohlenhydrate!
Wenn es um die Knochengesundheit geht, so wird auch immer vom Kalzium-Phosohor- Verhältnis gesprochen. Hier näher darauf einzugehen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Nur soviel: Ich habe mir die Mühe gemacht und vor einiger Zeit bei sehr vielen Fertigfuttermitteln das Verhältnis berechnet- mit ernüchterndem Ergebnis! In nicht einem Fertigfuttermittel war das Verhältnis auch nur annähernd optimal.
Fette
Jetzt kommen wir kurz noch in die Abteilung der Fette; und hier möchte ich einen kurzen Abstecher zu uns Menschen machen.
Der menschliche Organismus ist in der Lage, Cholesterin selbst zu produzieren. Nehmen wir nun cholesterinarme Nahrung zu uns (wie ja in der Werbung immer propagiert wird), so geschieht folgendes: der Körper produziert und produziert, ergo werden hohe Cholesterinwerte festgestellt. Nimmt man aber cholesterinreiche Kost zu sich, so hat der Körper gar keine Veranlassung mehr selbst zu produzieren, Fazit: die Cholesterinwerte bewegen sich im Normbereich (Übrigens: dieser ist von Pharmafirmen festgelegt worden)
Ähnlich sieht es bei anderen Fetten aus: wird der Organismus immer „kurz“ gehalten, so ist er bestrebt, jedes noch so kleine Fitzelchen, was ihm dann irgendwann zur Verfügung gestellt wird, zu speichern (wer weiß, wann es das nächste Mal was gibt?). Außerdem ist Fett für viele Stoffwechselvorgänge unabdingbar.
Bei der Überlegung, wie man denn seinen Welpen nun ernährt, sollte man immer bedenken, dass die Futtermittelhersteller ihr Futter verkaufen möchten und deshalb Lockstoffe, Geschmacksverstärker und billige Füllstoffe einbauen. Denken wir nur an unsere menschliche Nahrung: Auch dort gibt es Dinge, die, wenn wir sie einmal anfangen zu essen, wir kaum noch aufhören können. Und dieser Überschuss macht dick! Ist beim Hund auch nicht anders.
Verantwortlich dafür, dass wir diese Produkte entgegen besseren Wissens trotzdem kaufen und konsumieren, liegt in unserem Belohnungszentrum im Gehirn. Denn lächeln uns freundliche Hunde von hübsch aufgemachten Hundefutterverpackungen an oder läuft eine schlanke Frau in der Werbung für Schokolade oder Chips herum, so handeln wir nicht mehr bewusst, vielmehr möchte sich unser Unterbewusstsein selbst belohnen und wir greifen zu!
Ist die Nahrung hingegen naturbelassen, so stellt sich ein natürliches Sättigungsgefühl ein. Vielleicht sollte man sich fragen, warum Adipositas mittlerweile nicht nur zu den menschlichen Zivilisationskrankheiten zählt, sondern auch zu den tierischen, zumindest was unsere Haustiere angeht!
Aber wie kann denn jetzt nun der Welpe vernünftig und gesund ernährt werden?
Am besten mit rohen, tierischen Produkten!
Dazu zählen alle Arten von Fleisch (außer Schwein!), fleischigen Knochen, Knorpel, Innereien, Fell, Federn usw. Je vollständiger das Futtertier verfüttert werden kann, umso besser. Da muss man sich dann auch keine Sorgen um den Kalzium-Phosphor-Haushalt machen oder ob zu viel oder zu wenig von diesem oder jenem.
WICHTIG: Solange die Knochen roh sind, splittern sie nicht, werden die Knochen aber in irgendeiner Form erhitzt (gekocht, gebraten etc), besteht Lebensgefahr! Und bitte keinen Mittelknochen vom Lachs verfüttern, denn dieser kann auch im rohen Zustand splittern!
Zahnung
Während der Zahnung (ca. 4.-6. Lebensmonat) sollte man eher weiche Kost geben, also lieber Knorpel oder weiche Hühnerknochen als harte Knochen vom Rind; auch das Fleisch wird besser angenommen, wenn es in dieser Zeit gewolft wird.
Der Kohlenhydrat-/ Gemüseanteil wird sehr gut abgedeckt, wenn man grünen Pansen und Blättermagen verfüttert, denn dort haben die Futtertiere bereits gute Arbeit geleistet und die Kohlenhydrate sind mit α- Amylase bereits vorverdaut und somit für den Hund verwertbar. Nudeln, Reis, Kartoffeln und jegliche Form von Getreide gehören also nicht auf den Speiseplan des Hundes, denn sie sind allesamt nicht verwertbar.
Außerdem kann man auch Äpfel, Bananen, Gurken, Möhren usw füttern, nur bitte keine Nachtschattengewächse!
Fertigfutter
Oftmals lesen wir auf der Zusammensetzungsliste: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse; wir erhalten aber keine Information über das Verhältnis von Fleisch zu tierischen Nebenerzeugnissen (diese sind dann Krallen, Schnäbel etc), so dass man davon ausgehen muss, dass diese in einem klaren Missverhältnis zueinander stehen können.
Des Weiteren sind die Zutaten der Fertigfuttermittel hocherhitzt, zum einen aus Gründen der Haltbarkeit, zum anderen um die Pellets formen zu können. Durch den Erhitzungsvorgang werden aber sämtliche Eiweiße denaturiert, was nicht zuletzt zu Allergien und Unverträglichkeiten führen kann.
Wer sich allerdings jetzt fragt: „Wie mache ich das denn im Urlaub?“ oder Ähnliches, dem sein gesagt: Seien Sie nicht päpstlicher als der Papst- wir Menschen sterben auch nicht sofort, wenn wir mal etwas essen, was nicht ganz so gesund ist 😉
Empfehlenswerte / weiterführende Literatur:
* Weinrich, Futterzeit- Bis(s) zum Hasentod
* Ziegler, Hunde würde länger leben, wenn….
* Ziegler, Tierärzte können die Gesundheit ihres Tieres gefährden
In diesem Sinne:
„Iss roh und du wirst froh- iss kalt und du wirst alt!“ wünsche ich Ihrem Welpen ein gesundes, langes Leben!
(c) Judith Imeri, www.hundeschule-ohne-umwege.de
Sollten Sie Fragen zur Rohfütterung bzw zur Umstellung der Fütterung haben, stehen sowohl ich als auch meine Kollegin S.Rapp Ihnen gerne zur Verfügung.
Kontakt:
Judith Imeri, www.hundeschule-ohne-umwege.de , momelemo@gmx.de
Stephanie Rapp, www.hundedenken.de , info@hundedenken.de
Peter says
Toller Artikel. Besonders beim Spruch „Iss roh und du wirst froh- iss kalt und du wirst alt!” musst ich schmunzeln. Lässt sich gut merken 🙂
Claudia Landgrafe says
Wichtig zu wissen ist auch: die Magensäure eines Welpen wird mit Knochen noch gar nicht wirklich fertig. Erst ab dem 6. bis 8. Monat sollte man beginnen, weiche Knochen (z.B. Hühnerhälse) oder gewolfte Knochen, anfangs nur in ganz kleinen Mengen, zuzufüttern. Dem Welpen gibt man bis dahin besser Knorpel für den Calziumhaushalt, der ist auch schön weich zum Kaumen.
Ebenfalls wichtig: zu viel Muskelfleisch kann den Organismus übersäuern. Ein guter Anteil an grünem Pansen und/oder Blättermagen hat ein ausgewogenes Calzium-Phosphor-Verhältnis und sollte mindestens 50 – 70% der Nahrung beim Barfen ausmachen, 20 – 30% Muskelfleisch und der Rest Innereien.
Nicht zu oft Leber und Nieren füttern, denn das sind Entgiftungsorgane des Körpers und führen dem Hund, neben wichtigen Vitaminen, auch Schadstoffe zu.
Sabrina says
Ein toller Artikel, der viel mehr Menschen erreichen sollte.
Weiter so!
Sabrina
Iris Pürkel says
Ein toller Artikel, er spricht mir aus dem Herzen. Zu erwähnen sei noch: füttere ich Obst und Gemüse, dann muss es püriert werden (da wie gelesen, dem Hund das Enzym zum Aufspalten der Zellfasern fehlt)…
Birgitt says
Dem gibt es nichts hinzuzufügen außer – hoffentlich kapiert es die Mehrheit endlich mal, dass Hunde und Wölfe seit ewigen Zeiten auf das Fleisch, die Innereien, Fell, Krallen, kurz und bündig auf komplette Beutetiere angewiesen sind, dass Trofu und Naßfu unsere Tiere krank und die Futtermittelindustrie samt TÄ und Pharmaindustrie reich machen und dass BARF k e i n e Modeerscheinung, sondern die artgerechte und natürliche Ernährung unserer Hunde ist.
Wie konnten Hunde und Wölfe bloss die Jahrtausende ohne die Futtermittelindustrie überleben;-)
Carmen says
Super geschrieben! Daumen hoch.
Bzgl. „Zahnung“ eine kleine Ergänzung von mir: durch Befolgung der angegebenen Tipps kann unter Umständen auch vermieden werden sich einen „mäkeligen Fresser“ zu erziehen. Besonders während des Zahnwechsels kann das Beissen auf zu hartes Futter bzw. Knochen Schmerzen verursachen und der Hund verknüft diese Schmerzen mit dem Vorgang des Fressens an sich…. Als Folge könnte somit Fressen verweigert werden – egal ob hart oder weich.
Judith says
Danke für diese Ergänzung, Carmen!
Ich wollte noch sooooo viel schreiben, aber dann wäre aus dem Artikel ein Buch geworden….
Kristina says
Ein sehr guter Artikel.. Genau so ist es.. Ich barfe seit ca. einem Jahr und meinen beiden Hunden geht es super. Sie haben seitdem glänzend weiches Fell. Es kann so einfach sein. 🙂 Man darf sich von der Futtermittelindustrie nichts aufschwatzen lassen.
Angelika says
Guter Artikel. Stimmt Alles. Gut zu lesen! 🙂
Frank says
Klasse Artikel. Liest sich sehr gut.